Peter Schweiger und Petra Ronner spannen in ihrem Programm einen weiten Bogen durch manche Erscheinungsformen des Melodrams vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sie vermitteln dadurch eine Begegnung mit dieser Kunstform, die belustigt, nachdenklich macht, Erfahrungen zu sammeln erlaubt, Erlebnisse zulässt – und in hohem Masse kurzweilig ist.
Die Verbindung des gesprochenen Wortes mit instrumentaler oder orchestraler Musik ist eine Erfindung des ausgehenden 18. Jahrhunderts – es heisst, Rousseeau habe das sogenannte Melodram erfunden. Benda, ein Zeitgenosse Mozarts schrieb die ersten, mit einer durchgehenden Handlung bedachten Melodramen für die Bühne. Eine eigentliche Blüte erreichte das Genre in der Romantik, wo es (zum Beispiel in den von Liszt vertonten Balladen) vor allem für die Schilderung geheimnisvoller, ja geisterhafter Ereignisse Verwendung fand.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts hat Schönberg die melodramatische Technik auf eine bedeutsame Weise genützt und damit einen Weg vorgezeichnet, der den Einbezug ausser-musikalischer Mittel in die Komposition (wie Klänge der Instrumente jenseits ihrer vorbestimmten Verwendung, Alltagsgeräusche, Maschinengetöse, die Stimme als reine Klangquelle oder artikulatorisches Gestammel) in der zeitgenössischen Musik zur Selbstverständlichkeit werden liess. Gleichzeitig entdeckten die Autoren den Reichtum der gesprochenen Sprache und gaben ihr neue Aufgaben im Bereich der Lautgedichte, Sprechgesänge und abstrakten Vokalkompositionen.
Die zeitgenössische Kunst hat die Grenze zwischen Musik und Sprache gänzlich aufgebrochen und eine Reihe von Werken hervorgebracht, in der die Gesetze der Musik auf die Sprache, jene der Sprache auf die Musik übertragen werden und zu ebenso überraschenden wie innovativen Ergebnissen führen. Dabei reicht die Palette der Ausdrucksmöglichkeiten von harmlos-heiteren Beispielen bis zu existentiell-dramatischen Stücken, wird der Witz dieser ungewöhnlichen Verbindung von Stimme und Instrument ebenso thematisiert, wie deren ästhetische Gebrochenheit für die Inhalte der Kunstwerke fruchtbar gemacht.